Viele Menschen leiden unter einer Bindungsstörung. Häufig wird eine Bindungsstörung erst im Erwachsenenalter erkannt, nämlich dann, wenn nicht lösbare Konflikte die eingegangene(n) partnerschaftliche(n) Beziehung(en) belasten oder gar zerstören. Das Wissen über die Tücken einer Bindungsstörung, und ebenso das Erlernen eines bewussten Umgangs mit ihnen, führt zu einer guten Beziehungskultur und zur erfüllten Beziehung. Garantierte Entwicklungserfolge erbringt eine unterstützende Psychotherapie, doch auch ohne fachlich Unterstützung ist Hilfe möglich. Der Weg aus einer Bindungsstörung heraus erfordert eine aktive Persönlichkeitsentwicklung. Sich selbst kennen- und verändern lernen ist nebenbei eine interessante Herausforderung. Sie fördert die gesamte Persönlichkeit und führt zu einem gesunden Selbstbewußtsein. Ziel beim bewussten Umgang mit einer Bindungsstörung ist es, Vertrauen in eine stabile Beziehung zu entwickeln und sich selbst erfüllend und positiv in die Beziehung einzubringen. Stets profitieren beide Partner davon.
Ursachen und Hilfe
Auslöser für eine Bindungsstörung sind im Allgemeinen das phasenweise fehlende Erleben von Fürsorge und innerer Sicherheit in der Kindheit, z. B. durch einen Abbruch oder Wechsel der engsten Vertrauensbeziehungen, durch familiäre Konflikt- oder Stresssituationen, durch Krankheiten und Suchtprobleme im familiären Umfeld oder, im schlimmsten Fall, durch Missbrauchserleben. Hierdurch verursachte Ängste oder Schutz- und Abwehrmechanismen werden in der partnerschaftlichen Beziehung des Erwachsenen wieder angerührt.
Kein Mensch braucht sich über leidvolle Beziehungserfahrungen schämen, hierin liegt die erste Hilfe. Das offene sich Mitteilen unter Freunden und vertrauenswürdigen Personen erleichtert das Herz. Sich in seiner Schwäche ernst Nehmen und ernst Genommen werden steigert das Selbstwertgefühl. Es ist äußerst wichtig, sein Selbstwertgefühl zu stärken. Die ständige Konfrontation mit ungelösten Problemen nagt am Selbstwertgefühl. Darum braucht jeder Mensch Bestätigung, Zustimmung und Ermutigung. Wer beginnt, sich mit anderen Menschen über seine Probleme auszutauschen, erkennt schnell, dass auch die anderen viele der eigenen Probleme haben. Beziehungsprobleme gibt es in jeder guten Beziehung. So hilft ein reger Erfahrungsaustausch schon über viele Probleme hinweg.
Falls eine Verzweiflung über enttäuschende und schmerzvolle Beziehungserfahrungen jedoch wächst, und bevor Beziehungsabbrüche zur Regel werden, ist der nächste Ratgeber kompentente Hilfe. Eine Vertrauensbeziehung zu einem Psychotherapeuten oder einer Psychotherapeutin schafft eine Grundlage für das vertrauliche Gespräch. Kompetenz und Erfahrung des Therapeuten leisten dem Betroffenen praktische Hilfe zur Bewältigung seiner Bindungsstörung. Hilfe ist also nicht fern.
Tipps und Tricks gegen Bindungsstörungen:
Der Partner kann keine Gedanken lesen! Je mehr beide Beziehungspartner über ihre Empfindungen und Bedürfnisse sprechen, diese also aussprechen, desto besser können beide einander verstehen. Im Austausch lernen die Partner sich gut kennen, das lässt sie zusammenwachsen. Über sich Reden oder beim Partner Rückfragen lässt viel besser kennenlernen als von sich selbst auszugehen oder nur zu ‚vermuten‘, was der Partner denkt oder fühlt. Es ist wichtig, Enttäuschungen, Sorgen und Ängste auszudrücken, sie also zu benennen. Das darüber Reden löst sie häufig auf, und mit seinen Ängsten ernst genommen zu werden erweckt ein gutes Gefühl. Viele Verhaltensweisen oder Gewohnheiten sind den Partnern unbewusst oder verletzen einander ungewollt. Darüber Reden nimmt Spannung, und es entwickelt sich dadurch ein schönes Miteinander.
Der Ton macht die Musik! Selbstverständlich kommen ein freundlicher Hinweis und eine liebevolle Bemerkung viel besser beim Partner an als ein Ausdruck von Ärger oder eine abweisende Bemerkung. Ärger schweigend Aussitzen oder den Partner Ignorieren sind Beziehungskiller! Am besten geht es mit Humor. Wer über sich selbst lachen kann, hat die Lösung eines Konfliktes schon parat! Über sich selbst Lachen entspannt, löst von belastenden Gefühlen und lässt klar Denken.
Sachliche Kritik anstatt Vorwürfe aus einer emotionalen Verletztheit heraus kann der andere gut annehmen. Ich-Botschaften reinigen, Du-Botschaften verletzen den Partner in der Regel oder erniedrigen ihn sogar. Vorsicht: „Ich finde, dass DU …“ ist keine Ich -Botschaft! Es ist eine vesteckte Du-Botschaft. Mit echten Ich-Botschaften drücken wir unsere Gefühle aus, damit bleiben wir bei uns, d. h. der Partner fühlt sich nicht angegriffen.
Für eher gefühlsarme Partner, also solche, die die Bindung und das Miteinander eher vermeiden, ist es wichtig, dem gemeinsamen Austausch nicht aus dem Weg zu gehen. Auch das Erleben gemeinsamer Aktivitäten ist wertvoll, um ein Wirgefühl empfinden zu können. Ansonsten leben sich die Partner schnell auseinander und fühlen sich schnell nicht mehr miteinander verbunden. Ebenso ist die gemeinsame Freude und das Interesse an der gemeinsamen Sexualität für ein positives Verbundenheitsgefühl wichtig. Sich Zeit hierfür frei halten, bestimmte Abende hierfür von Stress und Diskussion frei halten, das ermöglicht den Raum für die Partner, sich füreinander zu öffnen und vom Alltag loszulassen. Auch ein angenehmes Ambiente, eine bestimmte Musik oder ein besonderes Abendessen helfen einen sinnlichen Abend einstimmen. Bei der Sexualität gilt ebenso miteinander Reden, d.h. es ist wichtig, dass die Partner voneinander wissen, was sie gern haben oder nicht mögen. Unerwidert Hinnehmen oder gar Ertragen erdrückt mit der Zeit, der Partner spürt das sowieso; das gilt für alle Bereiche: Spannung und Enttäuschung teilt sich unbewusst mit! Also lieber gleich ansprechen.
Für Menschen, die am liebsten alles zusammen mit dem Partner machen, empfiehlt es sich, ganz persönliche Interessen zu pflegen und diesen selbstständig nachzugehen. So entgehen sie der Gefahr, in allem mit dem Partner verschmelzen zu wollen. Wichtig ist es für jene, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und von denen des Partners unterscheiden zu lernen. Auf die Dauer kommen die eigenen Bedürfnisse sonst doch durch, dann jedoch oft auf verletzende oder selbstzerstörerische Weise. Bei zu viel emotionaler Enge besteht die Gefahr einer inneren Abhängigkeit vom Partner. Abhängigkeitsstrukturen führen häufig zu Depression, Aggression, Verzweiflung oder Suchtverhalten. Auch hier gilt, je mehr zwei Menschen beide über sich sprechen, desto weniger laufen sie Gefahr, sich im Partner zu verlieren. Im gegenseitigen – nicht im einseitigen – Miteinander können Kompromisse gefunden und beiderseitige Interessen gelebt werden.
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